Über die Archäologische Sammlung Osor
Die Anfänge der langen und turbulenten Geschichte dieser Sammlung führt bis ins 18. Jahrhundert zurück und wird in Verbindung mit dem damaligen Bischoff von Osor Dinaričić gesetzt, der laut den Aufzeichnungen von Albert Fortis aus 1771 die erste Lapidarium-Sammlung im Bischofspalast von Osor zusammengesetzt hat. Die Sammelleidenschaft des Bischofs Dinaričić teilte hundert Jahre später auch der Osorer Oberpfarrer Ivan Kvirin Bolmarčić. Als Amateurarchäologe leitete er die ersten archäologischen Forschungen in Osor von 1861 bis 1881. Er erforschte die Stadtmauern, die illyrisch-römische Nekropole auf der Lošinjer Seite des Kanals Kavuada und verfaste somit eine respektable archäologische Sammlung, die bis 1880 mehrere tausend Gegenstände umfasste. Im Jahr 1889 ging die Sammlung des Oberpfarrers Bolmarčić in den Besitz der damaligen Gemeinde von Osor, zog in das Rathausgebäude um und wurde offiziell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Archäologische Sammlung Osor ist die älteste Museumsinstitution auf den Inseln Cres und Lošinj und eine der ältesten archäologischen Sammlungen in Kroatien überhaupt. Nach zahlreichen Statusveränderungen, Vernachlässigungen und Erneuerungen wurde die Archäologische Sammlung Osor ab dem Jahr 2007 als eigenständige Abteilung des neu gegründeten Lošinjer Museums tätig.
Das ausgestellte Material veranschaulicht den Alltag der Menschen aus Osor und deren Umkreis seit den Anfängen der prähistorischen Zeit, über die Antike bis hin zum Mittelalter.
Es werden unterschiedliche Arten der menschlichen Produktion ausgestellt: Stein-, Glas- und Metallgegenstände, Steinreliefplastiken und Skulpturen, bis hin zur Numismatik.
Das Credo von Osor
Das römische Symbol des Glaubens, auch bekannt als Credo, entstand in den frühchristlichen Gemeinschaften in Rom als prägnanter Text, welchen die Taufvorbereitende (Katechumenen) auswendig lernten und vor der Taufe öffentlich präsentierten. Bis zum Ende des 5. Jh. durfte dieser Text nicht schriftlich aufgezeichnet werden, da er als strenges religiöses Geheimnis galt. Die älteste erhaltene Steinaufzeichnung des christlichen Glaubens ist das einmalige „Credo“ von Osor aus dem 5. – 6. Jh. Von der ehemaligen Steintafel, die in der ersten Osorer Kathedrale der hl. Maria als Mahnung für die Katechumenen galt, wurden zwei bescheidene Fragmente erhalten, die jedoch eine große Bedeutung für die Geschichte des frühen Christentums haben.
Sammlung der Römisch-republikanischen Währung
Die Osorer Sammlung des römisch-republikanischen Geldes erfuhr zweimal das gleiche und seltsame Schicksal. Im Jahre 1899 entdeckte sie zum ersten Mal, völlig zufällig, ein alter Osorer Bauer. In einem ausgegrabenen Metalltopf mit Deckel fand er ca. 500 römische Silbermünzen. Die Mehrzahl der Münzen behielt er für sich, während er einen kleineren Teil davon seinen Mitbürgern verteilte. Glücklicherweise wurden davon zu wissenschaftlichen Zwecken 475 Münzen erhalten, welche Francesco Salata, ein Historiker von Osor, erforschte und noch im selben Jahr die Ergebnisse veröffentlichte. In die Sammlung von Osor kamen die interessantesten und wertvollsten 212 Münzen, während der Rest vom Besitzer verkauft wurde. Das Geld wurde wahrscheinlich während der stürmischen Zeiten der römischen Eroberungen aus diesem Gebiet im 1.Jh. v.Chr. vergraben. Während des Zweiten Weltkriegs haben die Bewohner von Osor diesen Schatz an einem sicheren Ort versteckt. Die Sammlung wurde jahrzehntelang als verloren gehalten, doch 1971 erhielt der Pfarrer von Osor ein Brief aus Italien, in dem das Versteck offenbart wurde. Somit wurde der Schatz von Osor wieder zum Teil der Archäologischen Sammlung Osor.
Das Porträt des Octavian
Eines der drei kaiserlichen Porträtköpfe, die in der Archäologischen Sammlung Osor aufbewahrt werden, stellt Octavian dar – der ersten römischen Kaiser, und zwar aus er Zeit bevor er sich 27.v.Chr. zu Augustus („der Erhabene“) umbenannte. Es handelt sich hier um ein sog. Actium-Porträt, da es nach der berühmten Seeschlacht bei Actium 31. V. Chr. entstand, bei der Octavian Marcus Antonius und Kleopatra besiegte. Dieses Porträt ist eines der wenigen erhaltenen Octavian-Porträts, deren Kopf mit einem Schleier bedeckt ist. Es gilt als die erste Darstellung eines römischen Kaisers und als eine der ersten römischen Skulpturen überhaupt, die bis heute auf der östlichen Adriaküste entdeckt wurden.
ARBEITSZEIT